Die Lage für Yogalehrer ist seit März 2020 schwierig. 

 

Wer interessiert ist und besser verstehen möchte warum manche Veränderungen jetzt vorgenommen werden müssen, dem erkläre ich hier alles anhand meiner eigenen Situation.

 

Nachdem ich über das Frühjahr und den Sommer 2020 schon mit erheblichem Mehraufwand und natürlich Flexibilität und auch Mitgefühl für die verschiedenen Situationen meiner Teilnehmer nochmal alles so "in den grünen Bereich" bringen konnte, bin ich auch in den September wieder voller Motivation und abermals mit erheblichem Mehraufwand und Anpassungen an die aktuelle Lage in die neue Saison gestartet. Das habe ich auch zurückbekommen, und alle meine Yogis sind wieder in die Kurse gekommen.

 

Vorausschauend habe ich in dieser Saison schon viel kürzere Kurse als sonst (4-6 Wochen statt 15 Wochen) geplant um auf Veränderungen und eventuell erneute Unterbrechungen diesmal besser reagieren zu können.  Ich habe sehr viele Kurse mit schon etwas kleineren Gruppen als sonst gemacht und das habe ich gerne gemacht.

 

Nun aber, mit Anfang Oktober und weiter bis ins Frühjahr 2021, muss ich realistischer Weise davon ausgehen, dass ich jetzt da und dort in einen Bereich kommen werde, wo ich gar nicht mehr zufrieden sein werde mit meinem noch geringeren Verdienst im Verhältnis zu noch mehr persönlichen Einsatz, Zeit und auch Kosten.

Zu sehr guten Zeiten hatte ich normalerweise in manchen Gruppen 10-12 Teilnehmer. Mit 8-10 im Durchschnitt war ich immer noch durchaus zufrieden bis sehr zufrieden. 6-8 sind immer noch völlig in Ordnung, ich bin ja auch ein Idealist und habe meinen Beruf gewählt weil ich ihn für sinnvoll und erfüllend halte und es mir auch um die Sache an sich geht.

Aber, ich habe für mich dennoch den Yogalehrer auch ganz klar als meinen Beruf gewählt und das bedeutet ich möchte GUT davon leben können. Es ist nicht mein Hobby. Und es ist in dem Ausmaß auch wirklich Arbeit (bei weitem nicht nur das unterrichten selbst). Ich würde eigentlich nicht einmal meine eigene Übungspraxis als "Hobby" bezeichnen. Yoga macht man nicht einfach nur zum Spaß, Zeitvertreib, um Leute zu treffen, oder weil es gerade "in" ist. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch sehr viel Freude bereiten kann, aber eigentlich ist es eine ernstzunehmende Angelegenheit, die die allermeisten von uns deswegen beginnen, weil es ihnen im Leben helfen soll. Sei es körperlich in der Gesundheit, Fitness und Vitalität, geistig-seelisch im Ausgleich, oder zur Selbstfindung. Am besten alles vereint. Yoga ist Arbeit an sich selbst, und zwar als Praktizierender wie auch als Yogalehrer. Und was du selbst bereit bist hineinzugeben, bekommt du heraus. 

Du solltest nicht erwarten, dass es immer nur angenehm ist und du in einem Yogakurs ausschließlich das vorgesetzt bekommst was du gerade gerne möchtest. Es tut mir leid, aber das kann in diesem Sinne nicht zum Ziel führen. Ist schon klar, dass derzeit viel Entspannung und Reizreduktion notwendig sind. Aber definitiv auch Konfrontation . Und da kommst du bei einem guten Lehrer nicht auf Dauer dran vorbei. Konfrontation heißt nicht Krieg oder Streit. Es heißt, Dinge anzusehen. Das eigene Licht, aber auch Schatten zu erkennen und zu überwinden. Das ist der Weg, und anders wird es nicht weiter gehen.

 

Jedenfalls. Mit meinen Teilnehmerzahlen war ich jetzt im September bereits ganz leicht unter den 6 Teilnehmern (im Schnitte, je Gruppe), die ich normalerweise als Minimum, mit dem ich einen Kurs starten möchte, betrachte. Ohne Preisveränderung. 

Mein Motto, "dann mache ich jetzt halt noch 2 Termine mehr die Woche, es ist ja auch ein Dienst am Menschen, bin selber froh, dass die Nachfrage da ist, und alles ist völlig in Ordnung und ich bin happy damit angesichts der allgemeinen Lage."

 

Nun aber. Das ist jetzt keine Überraschung für mich. Das Rundherum wird immer anstrengender, wie das viele ja auch in ihrem eigenen Leben in anderen Bereichen kennen (Arbeit, Schule usw). In meinem Fall heißt das, der Organisationsaufwand ist sehr groß mit vielen Einzelheiten und Unsicherheiten. Obwohl ich das alles normalerweise sehr gerne mache und auch wirklich gerne im direkten ("Kunden-") Kontakt bin, wenn es zB darum geht einen Termin zu tauschen usw. Dazu kommt noch, und das ist für das Yoga unterrichten aber ein wesentlicher Faktor, dass die Stimmungen zunehmend angespannter werden, das geht kaum an jemand vorbei derzeit. Ja natürlich kommen die Menschen unter anderem gerade deswegen zum Yoga und sie möchten Hilfe und Entspannung finden, und ich finde das in gewisser Weise jetzt sogar sehr motivierend, da das Unterrichten jetzt eine besonders sinnvolle Tätigkeit ist. Allerdings muss man auch sagen, dass es das auch anstrengender macht. Da ist jetzt in der Regel mehr im Raum was nach Entspannung und Auflösung sucht als je zuvor.

Und jetzt sieht es weiter leider so aus, dass einerseits trotz aller Bemühungen und auch Bedarf zu erwarten ist, dass da und dort die Ausfälle wieder mehr werden. Weil manche mit ihren eigenen Situationen teilweise so überfordert sind, dass sie es gar nicht zum Kurs schaffen. Andere haben natürlich zunehmend Bedenken wegen Corona, wer verkühlt ist muss jetzt noch eher überlegen ob er kommt, und mit dem Lüften wird es auch unangenehmer usw. Manche möchten ausgerechnet beim Yoga nicht auch noch mit Maßnahmen und Umstellungen konfrontiert werden. Und ich habe wirklich für fast alles Verständnis. Wie es mir auch umgekehrt zu allermeist entgegengebracht wird.

 

Das ändert aber halt leider nichts an der Tatsache, dass es jetzt in eine Richtung geht, wo 

- die einzelnen Gruppen noch kleiner und damit die Wirtschaftlichkeit noch geringer wird (und selbst wo evtl noch mehr kommen würden, müsste ich sie von meiner Seite zunehmend auf kleinere Gruppen aufteilen um wirklich gute Abstände, dh am besten 2m, zu halten), 

- es generell unsicher ist was man wann und in welchem Rahmen vor Ort machen kann und darf, 

- und dabei noch der Aufwand, organisatorisch, mental, emotional und energetisch ordentlich steigt. 

- Dazu kommt, dass man sich selbst ja in einer unsicheren Lage befindet. 


Ich beschwere mich die meisten Zeit nicht einmal wirklich darüber, ich denke man kann sich in seiner Leistung auch entwickeln und anpassen, und ich beobachte das und arbeite weiter daran. Mir hilft ja auch mein Yoga selbst natürlich. 

Dennoch muss ich auch sehen und das ist Teil der Praxis, wo bin ich jetzt und wo sind meine gesunden Grenzen. Unter anderem habe ich ja 2004 nicht zuletzt aufgrund von Burnout mit dem Yoga begonnen. Seither achte ich immer darauf, in einem Bereich im Ausgleich zu bleiben von nicht zu wenig und nicht zu viel, und unterschiedliche Zeiten erfordern unterschiedliche Anpassungen.

 

KURZ UND GUT, meine Entscheidungen gehen jetzt in die Richtung, so wie das immer wieder mein Ansatz sein muss, mich nicht weiter in zu viele zu kleinen Gruppen mit zu viel Aufwand zu zerstreuen. Sondern entsprechende Änderungen in jeglicher Hinsicht vorzunehmen um so gut es mir nur möglich ist, die Qualität, den Einsatz und die Freude an den Stunden und Kurse die ich weiterhin machen werde, aufrecht zu halten.

Ich möchte unter den gegebenen Umständen nicht mehr alles weiter machen wie bisher und dann vorne und hinten nicht mehr zusammenkommen, und früher oder später meinen Unterricht darunter leiden lassen. Denn es braucht die Kraft jetzt als Lehrer, es braucht die Stille, - um diese weiterhin zur Verfügung zu stellen. 

 

Die konkreten Veränderungen, die ich jetzt vornehmen werde sind die folgenden:

 

- schrittweiser Umstieg auf vorrangig Online Yogakurse, mit mehr oder weniger Optionen vor Ort, je nach Situation und Möglichkeit

- das Angebot an wöchentlichen Gruppenkursen wird dauerhaft reduziert und andere Projekte werden stattdessen in die Wege geleitet

- teilweise Preisanpassungen (soll eher nicht die wöchentlichen Gruppenkurse betreffen)

- Vereinfachung in manchen organisatorischen Abläufen soweit möglich

- Etwas eingeschränkte Erreichbarkeit, dh es wird öfter Zeiten geben in denen ich 12-24 h nicht erreichbar sein werde

 

Hier ist mein Plan für Oktober 2020 sowie demnächst die weitere Vorschau

und hier ist meine aktuelle Kalenderübersicht

- ab Dezember werde ich voraussichtluch Privatstunden, vor Ort in Pottenstein und online über Zoom anbieten
- Workshops und Wochenendveranstaltungen sowie Retreats werden in Zukunft geplant (ebenso vor Ort/ derzeit in Kleingruppen, als auch online)